Sonntag, 27. Dezember 2015

Au Revoir ... mein gelebter Traum

Anyonghaseyo meine Lieben,

nun, da es Zeit wird mein Zelt in diesem Land abzubauen, ist es unvermeidbar ein kleines Fazit zu ziehen. In den letzten Tagen denke ich viel über meine Zeit in diesem ach so schönen, aber auch schwierigem Land, nach. Vieles hier in Südkorea hat seine Vorteile, doch sind die Nachteile schmerzhaft präsent. Auch wenn es nicht einfach war, so habe ich die Zeit hier dennoch sehr genossen. Mir fällt es schwer Abschied zu nehmen von diesem ambivalentem Leben in Seoul und den Menschen, die ich hier getroffen habe. Ich muss gestehen, dass ich wohl eine Neigung für schwierige Lebenssituationen habe... :) Wer will schon den einfachen Weg wählen... ?! ;)

Wenn etwas endet, beginnt auch etwas. Passt sehr gut zu meiner Situation, was es mir jedoch erschwert im Moment zu leben. Ich kann nicht aufhören an die Zukunft zu denken. 'Was nun? Und was tun?' sind Fragen, die in meinem Kopf herumspuken.

Nichtsdestotrotz tue ich mein Bestes meine letzten Tage hier zu genießen und im Moment zu leben.

Ein paar Eindrücke von den letzten Tagen und Wochen sollen jetzt folgen.



Was ich nicht vermissen werde:

Das Großstadtleben, das Hetzen, das Gefühl, dass die Kinder und Jugendlichen in dieser Stadt nicht glücklich sind, das Wissen über die schlechte Situation bei der Regierung und den Medien, den Verkehr und die Rücksichtslosigkeit der Fahrer, dass auf der Strasse nicht viele Menschen lächeln, den Umgang mit Tieren, und so vieles mehr.





Doch was ich vermissen werde:
die Flexibilität (Spontanität) der Leute, die Gelassenheit auf meinem Arbeitsplatz, den Spaß, den ich hatte, die neuen Erlebnisse und Gelegenheiten, den Herbst, meine Arbeit im Jugendzentrum und meine Kollegen im Jugendzentrum!





Wie bereits im letzten Eintrag erwähnt, hatte ich einen Kulturschock, der sich nun gelegt hat. Ich habe mehr Verständnis entwickelt und vergleiche die Kulturen nicht mehr miteinander. Deutschland und Südkorea sind halt unterschiedlich und das bedeutet nicht besser oder schlechter. Es war gut, dass ich abgewartet habe und darauf hoffte, dass sich meine negativen Gefühle irgendwann legen werden. Das ist auch letztendlich geschehen. :)

Soviel zu sagen, doch nicht so viel Zeit zu schreiben...

Komme ich wieder?! Auf jeden Fall! Nun bin ich am Flughafen. In weniger als einer Stunde in der Luft und auf dem Weg nach Hause.

Vielen Dank an alle, die meine Reise mitverfolgt haben.

Liebe Grüße

eure Inessa



Dienstag, 17. November 2015

Schönheit - liegt im Auge des Betrachters?

In-ä-sa (person, who likes to think)

Meine Lieben,

weniger als 7 Wochen sind geblieben, bevor ich nach Deutschland zurückkehre. Wahnsinn! Kaum zu glauben, dass ich nun beinahe 9 Monate in Südkorea bin. Einerseits bin ich überglücklich wieder nach Hause kommen zu können, andererseits schmerzt es mich mein Leben und meine Freunde hier zurückzulassen. Doch trauern kann ich später. :)


Bis zum Schluss werde ich jede Minute genießen. Was zurzeit jedoch ein wenig schwierig ist. Ich vermute, dass ich einen Kulturschock habe, da ich immer wieder irritiert und schlechtgelaunt bin. Es war nicht einfach dem auf die Schliche zu kommen, da ich mich so nicht durchgehend fühle. Wer hatte nicht schonmal einen schlechten Tag?! Doch nach langem Überlegen fielen mir andere Dinge und Gedanken auf. Ich vermute, dass wenn ich anfange die Kultur oder die Menschen in meinem Kopf zu kritisieren, dass das ein Anzeichen von Unzufriedenheit ist. Damit verbunden entstehen Anpassungsschwierigkeiten und der ständige Vergleich zur eigenen Kultur. Zum Beispiel beim Thema Pünktlichkeit. Dir kommen komische Gedanken wie 'Denken die, dass ich nichts besseres zu tun habe als zu warten?'. Es fällt einem schwer Verständnis aufzubringen. Darüber hinaus habe ich Heimweh bekommen, was mir mein Dasein in einem fremden Land bewusst macht.

 

Es ist wie ein Teufelskreis. Es ist schwer, dem zu entkommen. Zu diesem Zeitpunkt kann ich leider nicht viel machen außer mir meiner Gedanken bewusst zu sein und niemanden zu verletzen. 

 

Doch mehr dazu später. In den letzten Tagen ist viel in meinem Leben passiert. 

 

Fangen wir am besten chronologisch an.

 

Am 11.11. war Pepero Day (https://de.wikipedia.org/wiki/Pepero). Größtenteils ein Pärchenfeiertag, wo sich gegenseitig Pepero und anderes geschenkt wird. Wie Valentinstag halt. Warum gerade die Süßigkeit Pepero ausgewählt wurde, liegt an dem einfachen Grund, dass es Stangen sind und der Tag 11 im November zusammen 4 Stangen bildet: 1+1+1+1  :)

 


Am nächsten Tag war der wichtigste Tag für Abschlußschüler in Südkorea. Der nationale Unieignungstest, der das nachfolgende Leben jedes einzelnen Schülers bestimmt. Manche Mütter gehen 90 Tage beten, sodass ihr Kind bestehen möge. Schüler lernen mindestens 1 Jahr für diese Prüfung. Abgesehen davon, gehen die meisten nach der Schule jeden Tag zu einer Nachhilfeschule. Nach der Nachhilfeschule werden Hausaufgaben gemacht. Schüler in Korea zu sein hört sich nicht nach viel Spaß an. Ich sehe das jedes Mal in unseren Projekten im mizy Zentrum. Viele Kinder kommen gestresst und mit vielen Erwartungen beladen zu uns, was mich sehr traurig macht...

 

Doch zurück zu diesem Tag. Warum ich das erwähne, liegt daran das ich das Ausmaß dieses Tages immer noch nicht realisieren kann. Angefangen hat es damit, dass meine Kollegen mir gesagt haben, dass wir an diesem Tag eine Stunde später zur Arbeit kommen sollen. Der Grund: damit die U-Bahnen nicht überfüllt sind und die Schüler pünktlich zur Schule kommen. Für den Fall jedoch, dass es wirklich einige Spätaufsteher geben sollte, so gäbe es die Möglichkeit, dass dich die Polizei zur Schule bringen könnte. Wenn dass nicht überraschend genug ist, dann vielleicht die Tatsache, dass mitten am Tag für den Hörtest der Flugverkehr für eine halbe Stunde ausgesetzt wird...

 

Hätte ich das alles in den Nachrichten gesehen, ich hätte es wahrscheinlich nicht geglaubt. Doch so wichtig ist der Tag in Südkorea!  

 

Letzten Samstag dann Demonstrationen in der Stadt, um gegen die Regierung vorzugehen. Grund dafür: die Pläne der Regierung die koreanische Geschichte umzuschreiben und neue Arbeitsmarktregelungen einzuführen. Die Demonstrationen endeten mit Polizeieingriffen und einem Todesfall. Viele meiner Freunde und Kollegen erzählen mir, dass die Regierung macht was sie will und nicht auf das Volk hört. Aus diesem Grund gehen dann viele auf die Straßen.

 ~~~

 

Wie im Titel angekündigt werde ich heute über Schönheit in Südkorea sprechen. Ich glaube daran, dass Schönheit wirklich im Auge des Betrachters liegt. Anscheinend aber nicht überall auf der Welt. Hier in Seoul herrscht ein Schönheitsideal, dem die meisten Frauen sowie auch Männer folgen. Ihr fragt euch wie das wohl zustande kommen kann? Wie es kommt, dass ca. 10 Million Menschen sich ähnlich aussehen? Ganz einfach. Zu einem, durch K-Pop, welches direkt und indirekt eine bestimmtes Aussehen suggeriert. (K-Pop ist sehr beliebt und ist Koreapop)

 

Auch gibt es viele Tutorien online, wie ein Tagesmake-up in Korea aussehen sollte, dem anscheinend viele folgen. Hier ein Beispiel:

 

Bildergebnis für korean daily make up

 

Und hier einige Youtube-Tutorien, wenn ihr Interesse an einem koreanischem Tagesmake-up habt:

 

https://www.youtube.com/watch?v=SH3shwF4HC4

https://www.youtube.com/watch?v=5XuHr6_vCkE

 

 

Was einem ein mulmiges Gefühl gibt ist die Tatsache, dass viele den Beautytrends wie in einem Wahn folgen. Alles was in den Läden verkauft wird, wird auch gekauft. Auf dem Weg zu meiner Arbeit (30 Minuten zu F) sehe ich 4 Drogeriemärkte mit allen möglichen Make-up-Angeboten. Viele Zeitschriften sprechen auch von einem 12-Schritte Beautyplan, der jeden Abend befolgt werden sollte, um eine schöne Haut haben zu wollen. Das wiederum bedeutet 12 verschiedene Produkte zu besitzen. So viel Negativem dem zugesprochen werden kann, so muss ich doch gestehen, dass viele Frauen in Seoul eine makellose Haut haben... ;)


Darüber hinaus versuchen die meisten einen eigenen Stil in Mode aufzuweisen und 'unique' zu sein. Doch stellt euch mal vor, wenn jeder einen anderen Modestil hat, so sind sie sich alle in diesem Punkt dann wieder ähnlich. Und zwar im Ausgefallen sein. Ein Meer unterschiedlicher Kleidung, was wiederum gleich wirkt.

 

Auch sprechen viele von einem Idealbild, was sehr detailliert ausfällt. Wie groß die Nase sein sollte, was für eine Augenfarbe der Freund oder die Freundin haben sollte etc, steht für viele von vornerein fest. Natürlich nicht für jeden, um das einmal klar zu stellen. ;)


Was es bedeutet Trends zu folgen, der Modewelt verfallen zu sein, wage ich mir nicht vorstellen zu wollen. Doch eines ist mir schmerzhaft bewusst und jeden Tag sehe ich das vor meinen Augen. Denn in Südkorea haben viele Läden nur eine Größe (One-Size), in das sich dann nicht so gut proportionierte Menschen quetschen müssen, da sie kaum andere Optionen haben. Wirklich traurig...

 

Mehr dazu hier:

 

http://www.racked.com/2015/11/3/9645610/south-korea-plus-size-women

 

 

Schwer vorstellbar, dass all das vorkommen kann? Doch leider wahr. Individualität bezüglich Make-up ist wenig und bezüglich Mode in Massen vorhanden. Leider geht in der Vielfalt an Mode der Normalmensch ohne Modegeschmack -oder optionen unter.

 

Doch genug erstmal von Mode.


Was jedoch umso toller ist, ist das koreanische Essen. Interesse? Hier ein paar Beispiele:

 

http://german.visitkorea.or.kr/ger/SI/SI_GE_3_8_1.jsp?cid=538502

 

 


 




 

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Was mir am Herzen liegt:

"Your work is going to fill a large part of your life, and the only way to be truly satisfied is to do what you believe is great work. And the only way to do great work is to love what you do. If you haven't found it yet, keep looking. Don't settle. As with all matters of the heart, you'll know when you find it." (Steve Jobs)


Dieses Zitat spricht alles an, was mir schon lange auf dem Herzen lag. Ich suche nach einer Arbeit, die mich erfüllt. Zu der ich jeden Tag gehen kann, weil ich es will und nicht weil ich dazu gezwungen bin. Dennoch kann man der Realität nicht so einfach entkommen. Ein faires Gehalt wäre eine Hilfe. Am 19.03.2016 ist Equal Pay Day. Laut der Equal Pay Day-Initiative verdienen Frauen rund 22% weniger als Männer. Dementsprechend arbeiten Frauen ca. 79 Tage umsonst und somit ist der Equal Pay Day am 19.03. im Jahr 2016.

 

http://www.equalpayday.de/ueber-epd/

 

Manchmal fällt es mir ungemein schwer, so zu tun als würde mich diese Ungerechtigkeit nicht schmerzen. Aus welchem Grund verdienen Männer besser? Arbeiten sie härter oder besser trotz gleicher Abschlüsse? Mit welchem Recht werden wir Frauen als zweitklassig gesehen?

 

Ein Randgedanke meinerseits.

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Dinge, die mir in Südkorea aufgefallen sind:

 

1) Was nimmst du mit, wenn du zur Mittagszeit auswärts essen gehst? Dein Portmonee? Oh nein... dein Handy und eine Kreditkarte.

 

2) Vielen fällt es schwer meinen Nachnamen auszusprechen, somit wird ein i am Ende angehängt, damit es einfacher ist: Ulrich-i

 

3) Was ich noch nie anderswo gesehen habe, ist dass Menschen wirklich Schlange fürs Mittagessen außerhalb (nicht Cafeteria, sondern Restaurant) stehen. Hier jedoch Alltag. Ist das Restaurant gut, so stehen viele Gäste draußen und warten auf einen freien Tisch.

 

4) Beerdigungen in Südkorea sind 3 Tage lang, bei denen alle Verwandten und manchmal auch der Boss ihren Respekt zeigen.

 

5) Koreanische Autos haben kein Schlüsselloch. Um das Auto zu starten musst du einen Knopf drücken.  Wirkt ein wenig wie ein Spielzeugauto.

 

Sooo,

das wärs wiedermal von mir!

 

Liebe Grüße

eure Inessa

 

traditionelle Stühle auf dem Boden

Ballet in Seoul


Photovoice Projekt - Tag 9 - mit unseren indischen Freunden via Webcam

unsere Schüler

Mama hat mir was geschickt :)

und meine Kollegen waren begeistert


meine Kollegin Suyeon

in Paju in der Nähe Nordkoreas - Projekt Global Citizen







wie wunderschön doch der Herbst sein kann




tolle Unterkunft!



Der Besitzer des Hauses hat die meisten Bilder selbst gemalt.












Maku Port







East Train, die Sitze sind Richtung Fenster, um das Meer sehen zu können

Joohee und Min :)



Die Gallerie, in der unsere Photovoice Bilder ausgestellt werden









Ich habe einen chinesischen Namen bekommen. In-ä-sa (Person, die zu denken mag)

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"Never apologize for having high standards. People, who really want to be in your life will rise up to meet them."